Bleiakku Selber Bauen
Brigitte Schwaiger ist Bestsellerautorin - mit einer Borderline-Persönlichkeit. Das macht sie schwierig und unkalkulierbar. Im Gespräch offenbaren sich die Tiefen menschlichen Lebens und Leidens. Sie sitzt schon da, als wir in den Verlag kommen. Und sie sieht ganz anders aus als die Brigitte Schwaiger der Erinnerung, die so sinnlich durch den langen Pony sah. Borderline-Persönlichkeiten wie die Autorin Brigitte Schwaiger sind im Umgang schwierig. (Foto: Foto: Simon Mark) Fast täglich waren vor diesem Termin Briefe gekommen. Wir sollen doch lieber nicht zu ihr nach Wien fliegen. Oder doch? Also gut. Also ja. Und im nächsten wieder: besser nein. Oder: reden ja. Aber kein Foto. Sie ist doch seit zwanzig Jahren nicht mehr fotografiert worden. Doch da sind wir schon gelandet. Und nun sitzt die 57-Jährige wie in einer Rüstung da. Bonjour tristesse. Sie raucht eine "Arôme Vanille" nach der anderen, trinkt Kaffee und sagt mir, was ich schreiben soll: Nichts über sie. Wie bitte? Oder nur so am Rand.
Die österreichische Schriftstellerin. Mit ihrem Debütroman "Wie kommt das Salz ins Meer? " (1977) schrieb sie einen Bestseller. Der Roman ist stark autobiografisch geprägt. Weitere Werke u. a. : "Lange Abwesenheit" (1980), "Der Himmel ist süß" (1984), "Mit einem möcht' ich leben" (Ged., 1987), "Tränen beleben den Staub" (R., 1991), "Ein langer Urlaub" (1997), "Ich suchte das Leben und fand nur dich" (2000), "Fallen lassen" (2006). 1984 erhielt sie den Kulturpreis des Landes Oberösterreich.
Mit diesem Erstlingswerk wurde sie praktisch über Nacht berühmt, leider konnte sie mit ihren nächsten Büchern wie "Mein spanisches Dorf", "Liebesversuche", "Der Mann fürs Leben"oder "Der Himmel ist süß" nicht mehr an diesen Erfolg anschließen. Ende 2001 war sie "kaputt vom vielen Nachgrübeln" über ihr unglückliches Leben und ließ sich erstmals in die Psychiatrie einliefern. In allen ihren Arbeiten spielte ihre eigene Biografie eine große Rolle: in ihrem letzen Werk "Fallen lassen" hat sie ihre Erfahrungen in der Psychiatrie verarbeitet - eine beklemmende, bestürzende Beschreibung, ein schonungsloses Resümee einer seit dreißig Jahren andauernden psychischen Erkrankung mit zahlreichen Selbstmordversuchen. Am 26. Juli 2010 ist Brigitte Schwaiger aus dem Leben geschieden. Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl) # Staatsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur, 1974 Autorenstipendium des Dramatischen Zentrums, Wien, 1975 Kulturförderungsprämie des Landes Oberösterreich, 1976 Kulturpreis des Landes Oberösterreich für Literatur, 1984 Werke (Auswahl) # Bücher Wie kommt das Salz ins Meer, 1977 Mein spanisches Dorf.
Brigitte Schwaiger (* 6. April 1949 in Freistadt, Oberösterreich; † 26. Juli 2010 in Wien) war eine österreichische Schriftstellerin. Leben Brigitte Schwaiger wurde 1949 als Tochter eines Arztes geboren; ihre Urgroßmutter, die Opernsängerin Carola Seligmann (Künstlername Angeli), kam im KZ Theresienstadt ums Leben. Schwaiger studierte zwei Semester Psychologie, Germanistik und Romanistik in Wien und heiratete 1968 einen spanischen Offizier, mit dem sie nach Madrid und Mallorca zog. Vier Jahre später ließen sich die beiden scheiden, und Schwaiger besuchte die Pädagogische Akademie in Linz. Nebenbei hatte sie Auftritte in Kellertheatern und arbeitete als Regieassistentin beim ORF. 1977 landete sie mit ihrem Erstlingswerk Wie kommt das Salz ins Meer einen Sensationsbestseller, der sich allein im deutschen Sprachraum rund 500. 000 Mal verkauft hat. Der Roman ist stark autobiografisch geprägt und erzählt in Ich-Form von der Monotonie im Ehealltag und den vergeblichen Versuchen eines Ausbruchs aus dieser Welt.
Sommerhausen: Torturmtheater, 1979 Malstunde. Wien: Messepalast, Wiener Festwochen, 1986 Führer, befiehl! Wien: Theater in der Drachengasse, 1987 Hörspiele Murmeltiere. ORF, 1975 Büroklammern. Soziales Trauma in einem Akt. ORF, 1978 Nestwärme. ORF Wien, 1978 Die Böck, die Kinder und die Fisch. Regie: Götz Fritsch. ORF, SDR, 1979 Wie ein eigenes Kind. SDR, 1982 Wie kommt das Salz ins Meer (2013 Ö1-Hörspiel des Jahres) Filme Liebesversuche (ZDF), 1980 Kleines Kammerspiel (Schweizer Fernsehen DRS), 1981 Wie kommt das Salz ins Meer(ARD), 1988 Übersetzung Francisco Marfil: Das gute Gespräch. (Übers. a. d. Span. ), 1976 Literatur # D. de Vin, Schreibstunden. B. Schwaiger im Gespräch, in: Germanistische Mitteilungen, 1983 Quellen # AEIOU Literaturhaus Wien Österreichische Nationalbibliothek / Litaraturarchiv Die Presse welt online ORF
Prosa, 1978 Lange Abwesenheit, 1980 Malstunde. [Mit Arnulf Rainer], 1981 Die Galizianerin. Ein Erinnerungsmonolog. [Mit Eva Deutsch], 1982 Der Himmel ist süß, 1984 Mit einem möcht' ich leben. Gedichte, 1987 Liebesversuche. Kleine Dramen aus dem österreichischen Alltag, 1989 Schönes Licht. Roman, 1990 Tränen beleben den Staub. Roman. Mit Texten von Ulrike Klepalski, 1991 Der rote Faden. Aufzeichnungen einer Mutter, 1992 Der Mann fürs Leben, 1993 Iaro heißt Frühling. Geschichten vom Fremdsein, 1994 Ein langer Urlaub. Roman, 1996 Der Himmel ist süß. Ein Gesellschaftsroman, 1999 Ich suchte das Leben und fand nur dich, 2000 Fallen lassen. Wien: Czernin, 2006 Lange Abwesenheit. Die Galizianerin. Malstunde. (Sammelband), 2011. Wenn Gott tot ist. Memoiren. (posthum), 2012 Stücke Nestwärme. Linz: Kellertheater, 1976 Kleines Kammerspiel. Büroklammern. Zwei Einakter. Regie: Heinz Possberg. Wien: Theater der Courage, 1977 Steirerkostüm. Regie: Chris Alexander. Ingolstadt: Stadttheater, 1977 Liebesversuche.
Gut, gut, gut, sonst würde ich glauben, er ist deshalb hinuntergesprungen. Wollen wir nicht langsam mal losfahren? Nein, das will sie nicht. Aber sie hat die Baumgartner Höhe doch vorgeschlagen. Ja. Aber die liegt hinter mir, sagt sie. Ich muss nach vorne sehen. Und wo ist vorne? Im Café Canetti. Elias Canetti sei einer ihrer Lieblingsautoren. Wie Simone de Beauvoir, wie Esther Vilar. Und so stark wie Elfriede Jelinek wollte sie sein. Die hat immer laut gesagt, was sie dachte. Hat ihr mal geschrieben: Brigitte, sauf nicht so viel! Nimm Psychopharmaka und schreib! Du kannst es. Bis heute habe sie den Schock, über Nacht berühmt geworden zu sein, nicht verwunden. Ich war doch so jung und so verträumt, sagt sie, ich dachte, ich könnte nun mit anderen Autoren von Kollege zu Kollege reden. Aber ich war mit dem "Salz" einfach zu weit gesprungen. Wie Elfriede Jelinek mit dem Nobelpreis, sagt sie. Wir sind Ausgeschlossene. Sie und ich. Schon Jahre vor ihrem großen Erfolg hat Brigitte Schwaiger sich Wunden zugefügt.